Geophagus spec. “Tapajos Orangehead”

              
Zuchtbericht von Dieter Schmid

Vor Kurzem habe ich hier meine Aquarienanlage vorgestellt. Ich bekam daraufhin mehrfach zu hören „Alles ganz interessant, aber ich hätte gerne mehr über Deine Fische erfahren.“

Da die Berichte im Rundschreiben und auch im Internet nicht zu lange werden sollten, habe ich mir beim Erstellen meines „Züchterprofils“ bereits vorgenommen, später, quasi als Fortsetzungsgeschichte, über einige der von mir gepflegten Fische zu berichten.

Den Anfang machen nun die Geophagus:

Als „Appetitanreger“ erst mal ein Gruppenbild meiner ersten Nachzuchten, die ich an unserer letzten Herbstbörse angeboten habe.
Auf diesen Bild kommt ganz gut heraus, dass der Name eigentlich gar nicht passt. Denn die Tiere haben keinen orangefarbigen Kopf. Er ist, wie Jürgen sagen würde, „knoddelrot“.

Hier nun eine Beschreibung im Telegrammstil zu meinen Erfahrungen zur Haltung:

Größe: Maximal 18 cm (Männchen), 16 cm (Weibchen)

Geschlechtsunterschiede: Keine, außer dem geringfügigen Größenunterschied.

Temperament: Außerhalb der Brutpflege äußerst friedlich, auch gegenüber kleineren Fischen (zumindest, wenn sie nicht mehr als Futter infrage kommen)

Wasserwerte: Für die Haltung genügt das Schwetzinger Leitungswasser vollkommen. (GH / KH jeweils ca. 16°, PH 7,5) Zum Züchten habe ich allerdings Quellwasser verwendet (GH 3°, KH <1°, PH 6,5)

Temperatur: Die Tiere mögen es warm! In meinem 600 Liter-Becken bekamen die Tiere bei 24° bis 26° die Lochkrankheit. Als im letzten Sommer die Temperaturen auf 30° bis 32° angestiegen waren, fühlten sie sich erst richtig wohl und die Krankheit ist praktisch ausgeheilt. Im Aufzuchtbecken herrschten ständig Temperaturen von über 26° und da gab es, trotz sehr dichter Besetzung, keine Krankheitserscheinungen. Das Optimum liegt meines Erachtens bei 28° bis 30°

Besonderheiten: Geophagus heißt übersetzt Erdfresser. Diesem Namen machen die Tiere alle Ehre. Sie fressen den Sand zwar nicht wirklich, aber sie nehmen ihn ins Maul und suchen darin nach Futter. Der Sand wird hinterher durch die Kiemendeckel und das Maul wieder „entsorgt“. Daraus ergibt sich, dass für den Bodengrund keinesfalls grober Kies verwendet werden sollte. Die Buddelei ist aber bei Weitem nicht so schlimm, wie sich das vielleicht anhört. Pflanzen werden praktisch nicht ausgegraben, es kann eher passieren, das niedrige Pflanzen beim Ausspucken des Sandes verbuddelt werden.

Nun aber zurück zum Untertitel „Zuchtbericht“.

Die Tiere werden mit etwas über einem Jahr geschlechtsreif. Dann beginnt ein Paar aus der Gruppe mit der Balz und sondert sich ab. Bei beiden Tieren werden die Farben nun deutlich dunkler und kontrastreicher. Vor allem die Kehle wird fast schwarz. Nun wird auch ein kleines Territorium sehr intensiv gegenüber allen Mitbewohnern verteidigt. Bei der Auswahl des Laichplatzes haben sich meine Tiere sehr flexibel gezeigt. So wurden sowohl auf dem Boden liegende Schieferplatten genutzt, als auch im Inneren einer Mangrovenwurzel abgelaicht.

Bei den Tieren handelt es sich um larvophile Maulbrüter, d.h. sie legen Ihr Gelege offen ab und nehmen die Jungen erst beim Schlupf ins Maul.Das geschieht bei 28° nach ca. drei Tagen. Nun beginnen die Tiere sich wieder umzufärben. Alle Farben verblassen, nur die Hell-Dunkel-Markierungen treten kontrastreich hervor. Währen der Phase der Maulbrutpflege benehmen sich die Tiere möglichst unauffällig und versuchen jedem Streit aus dem Weg zu gehen. Ungefähr nach weiteren drei Tagen werden die Jungen erstmals aus dem Maul entlassen. Die Elterntiere sind aber zunächst sehr „nervös“ und nehmen sie bei der geringsten Störung wieder ins Maul. Nach weiteren zwei Tagen legen sie dieses Verhalten jedoch vollkommen ab, und die Jungen werden wie bei Offenbrütern geführt. Selbst über Nacht werden sie nicht mehr ins Maul genommen, sondern in einer Grube untergebracht. Übrigens beteiligen sich beide Partner zu in etwa gleichen Teilen an der Brutpflege. Die Aufzucht der Kleinen ist sehr einfach,. sie fressen sofort nach dem Freischwimmen Artemianauplien und bereits nach ca. einer Woche gefrostete Cyclops. Die Jungfischzahlen sind recht hoch, hier dürften die Mitglieder der „Ostafrika-Fraktion“ ins Staunen geraten. Ich schätze es waren bei meinen Tiere bereits beim ersten Ablaichen über 200 Stück! Daraus resultiert wahrscheinlich auch die recht kurze Maulbrutphase.

Ich hoffe, ich habe etwas von meiner Begeisterung für diese Fische vermitteln können. Wenn bei dem Einen oder Anderen jetzt der Wunsch aufgekommen sein sollte, sich die Tiere anzuschaffen: Meine Jungfische sind spätestens zur nächsten Frühjahrsbörse „verkaufsreif“.

Gruß,
Dieter

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